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Die großen Luftschiffmanöver zu Cöln von 1909 und 1910 |
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Das STARRE System von Graf Zeppelin Das System des Grafen Zeppelin wurde "starres System" genannt, weil der Flugkörper aus einem Gerüst aus Flugzeugaluminium bestand. Die Trageballons waren im Inneren untergebracht. Dieses Gerüst bzw. das ganze Luftschiff konnte nicht zerlegt werden. Der Vorteil bestand in der größeren Nutzlast. Der Nachteil lag darin, dass dieses STARRE System für einen schnellen Transport per Eisenbahn nicht zerlegt werden konnte. Auch wurde wesentlich mehr Personal benötigt. |
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Das HALBSTARRE System von Major Groß Das halbstarre System von Major Groß hatte einen langen Kiel, an dem sowohl der Auftriebskörper als auch die Gondel mit Motor befestigt waren. Durch den Kiel erhielt der Ballon eine bessere Stabilität und konnte somit höhere Geschwindigleiten erreichen. Der Ballon konnte abgenomme und entleer werden. Die Gondel konnte ebenfalls abgenommen werden. Somit konnte das Luftschiff mit der wesentlich schnelleren Bahn transportiert werden. Durch den starren Kiel war der Ballon etwas verstärkt, weshalb gegenüber den unstarren Systemen Clouth und Parseval das Luftschiff etwas schneller fahren konnte. |
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Das UNSTARRE System von Parseval und Clouth Das unstarre System von Couth und Parseval bestand aus einem Ballon, an dem mit Seilen eine Gondel befestigt war. In dieser Gondel war die Besatzung, Motor und Betriebsstoffe untergebracht. Das Ballon konnte schnell verpackt werden. Er war aber auch gegenüber Luftwiderstand und Seitennwinden nicht so stabil die das Luftschiff von Major Groß. |
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So wie das System von Parseval gehört auch das Luftschiff der Kölner Firma Clouth zu den unstarren Systemen. Der Ballon des Clouth-Luftschiff hat eine etwas an aerodynamische Form, womit der Ballon, je nach Motorleistung, gegenüber den Luftschiffen von Parseval etwas schneller war. |
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Als Ergebnis der Luftschiffmanövern stand natürlich auch eine Produktion des Luftschifftyps an, der die besten Resultate erreicht hatte. Bei diesem Großauftrag für die deutschen Luftstreitkräfte war der Konkurrenzdruck also entsprechend hoch. Schließlich ging es um einen mehrstelligen Millionenauftrag für die jeweiligen Firmen. Wie auf dem hier rechts veröffentlichten Postkarte zu sehen ist, waren die Kölner immer an "ihren" Luftschiffen interessiert. Die Luftschiffhalle war immer ein Zielpunkt für Ausflüge. Dort gabe es Imbissstände, Kinderspielplätze und Postkartenverkäufer. Vielleicht sind dort auch die hier abgebildeten Postkarten verkauft worden.
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1909 - das 1. Luftschiffmanöver Bei dem vom Kriegsministerium in Berlin angeordneten Manöver in Köln-Bickendorf sollten militärischerseits zum ersten Mal unstarre, halbstarre und ganz starre Luftschiffe gegeneinander ausprobiert werden. Das Manöver fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und erstreckte sich, zum Vergleich der drei Systeme unter einander, auf Schnelligkeitsprüfungen, Bewegungsfahrten und Erprobung der Motoren; außerdem sollte festgestellt werden, wie lange jedes Luftschiff mit einer Gasfüllung ohne Ergänzung auszukommen vermochte. Dazu waren der Generalinspekteur der Verkehrstruppen, Generalleutnant Freiherr von Lyncker, Oberst von Voigts-Rhetz vom Kriegsministerium und Oberstleutnant Ludendorff vom Großen Generalstab eingetroffen. An dem Luftmanöver nahmen teil: Zeppelin-Luftschiff Z II / LZ 5, Parseval-Luftschiff P I / PL 2, Parseval-Luftschiff P II / PL 3, Parseval-Luftschiff P III / PL ? und das Luftschiff Groß II / M II (Militär-Luftschiff) M II) Gross-Basenach. Extra für diese Luftschiffmanöver wurde in Bickendorf eine Wetterbeobachtungsstation eingerichtet worden. Die Kölner Luftschiffhalle am Ossendorfer Weg war seit der Eröffnung immer von Zuschauern belagert. Die Militärs konnten sich vor Berichterstattern der in- und ausländischen Zeitungen kaum retten. Zur Auskunftserteilung wurde abwechselnd ein Offizier kommandiert. In Frankfurt a. M. startete am 24.10.1909 das Parseval-Luftschiff PIII nach Köln. Trotz ungünstiger Witterung traff es hier bereits nach drei Stunden und 20 Minuten ein..
Am 28.10.1909 fanden Probefahrten der drei „Reichsfahrzeugen“ Z II (Führung: Major Sperling), Groß II (Führung: Major Groß) und Parseval P II (Führung: Hauptmann von der Kehler). Das Luftschiff Parseval P III, dass am Vortag eingetroffen war, fuhr nach Leichlingen und blieb für die Zeit der Übungen - für die geplanten 8 Tage - in der dortigen Halle. Am Samstag den 30.10.1909 fand dann die erste gemeinsame Übungsfahrt von Parseval, M II von Major Groß II und Z II über 10 Stunden zwischen Köln – Wesel - Köln statt. Der Parseval P III stieg in Leichlingen auf. In der Nacht vom 31.10. auf den 1.11.1909 absolvierten M II (7 Stunden) und P I (10 Stunden) die erste Nachtdauerfahrt . |
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Der hier veröffentlichte Zeitungsbericht war sehr optimistisch geschrieben. Dem preussischen Militär ahnte schon die Nachteile der Luftschiffe. Aber mit diesen Zeitungsberichten hoffte man, das ausländische Militär zu beeindrucken bzw. einen falschen Eindruck über die Leistungsfähigkeit zu vermitteln.. Hinweis: Der hier kursiv markiert Text ist der Test des Zeitungsartikels. Die nicht kursiv formatierten Texte sind Informationen, die erst lange nach den Luftschiffmanövern bekannt wurden. _________________________________________ Die am 1. November in Köln begonnenen Vergleichsfahrten mit den Militär-Lenkballons „P. I", „Z. II“, "P. III“ und "M. II“, waren von hohem Interesse und zeigten die Leistungsfähigkeit der Fahrzeuge im besten Lichte. Zweck der Fahrten war u. a. auch, die Führer der Ballons mit Nachtfahrten vertraut zu machen. Wir lassen den Verlauf der einzelnen Fahrten chronologisch hier folgen: Montag 1.11.1909
14:00 Uhr Die beiden Luftschiffe Groß II und Parseval II stiegen am zu einer Geschwindigkeitsprobe zu einem bei Grevenbroich liegende Ziel auf. Gegen 15 Uhr landeten beide hintereinander an der Halle in Köln. Dienstag 2.11.1909 Die erste Nachtfahrt der drei militärischen Luftschiffe begann am 2. cr. abends bei günstiger Witterung und einer Windstärke von 5.5 unter Hochrufen des zahlreich erschienenen Publikums. „M. II" wurde um 11 Uhr 15 Minuten, „P. I." um 11 Uhr 32 und „Z. II" um 11 Uhr 50 abgelassen. Der Scheinwerfer verfolgte die Luftschiffe nach dem Aufstieg eine Zeitlang, dann verschwanden sie im Dunkel. Nur die notwendigsten Absperrungen wurden aufrecht erhalten. Sonst ließ man dem Publikum Gelegenheit, möglichst viel zu sehen: das hatte allerdings die unangenehme Folge, dass die Wasserballastabgabe des „Z II" auf die Hüte seiner Verehrer niederging. Sonderwagen der Strassenbahn beförderten das Publikum noch spät in der Nacht zurück. Entgegen der allgemeinen Erwartung hat sich „P. III" an der Fahrt nicht beteiligt. Die drei Luftschiffe fahren einen nächtlichen „Angriff“ auf die Feste Ehrenbreitstein Koblenz. Fahrtdauer 9 Stunden. Mittwoch 3.11.1909
Über diese Nachtfahrt am 2. cr. wird offiziell folgendes mitgeteilt: „M. II" brauchte bis Koblenz zwei Stunden, fuhr also mit einer Geschwindigkeit von 45 km, „P. I“ kam nach Koblenz in 2 Stunden 20 Minuten. Er begegnete dem „M II" auf dessen Rückfahrt, machte über Koblenz kehrt und holte den „M. II" wieder ein. Da dieser, um Motorbetriebsstoff und Ballast zu sparen, nicht dauernd mit beiden Motoren fuhr. „Z. II" brauchte, weil er ebenfalls mit seinen Kräften haushielt, bis Koblenz 3 Stunden. „M II” langte nach neunstündiger Fahrt in Köln an: er war bis 400 in hoch gestiegen. „P. I" hielt sich etwas niedriger und kam ungefähr gleichzeitig mit „M. II" kurz vor 6 Uhr in Köln an. „P. I" fuhr dann von Köln aus noch bis Grevenbroich, das er etwa um 7 Uhr erreichte. Er wendete hier und landete eine halbe Stunde nach „M. II", um 8 Uhr an der Ballonhalle. Die Schiffe wären noch weiter gefahren - das war ihnen überlassen worden - wenn sich nicht gegen 4 1/2 Uhr ein so dichter Nebel gebildet hätte, dass sie bei ihrer Rückkehr nach Köln die Halle nicht finden konnten und eine halbe Stunde brauchten, bis sie sie entdeckten. Sie hatten Betriebsstoff für 18 bis 20 Stunden. „P. III" konnte sich an der Fahrt nicht beteiligen, weil seine Gasfüllung erst am 3. cr. morgens nach 9 Uhr beendet werden konnte: die Wagen mit Gasflaschen hatten eine Panne erlitten, so dass die Flaschen einzeln in die Halle nach Leichlingen getragen werden mussten. „Z II" hatte zehn Personen. „M. II" und „P. I" je sechs Personen in den Gondeln. Nachdem das Wetter am 4. cr. klar und sonnig geworden war, erfolgten am Vormittag mehrere interessante Aufstiege. „P. III" unternahm gegen 9 3/4 Uhr von Leichlingen aus die Fahrt nach Köln, wo er um 10 1/2 Uhr ankam. Er überflog die Stadt, manövrierte dann im Süden von Köln und landete kurz vor 11 Uhr in der Halle, wo sich der Regierungspräsident Dr. Steinmeister in Erwartung des Prinzen und der Prinzessin von Schaumburg-Lippe eingefunden hatte. Die Herrschaften kamen aber nicht. Dreiviertel Stunden später fuhr „P. III" wieder in südlicher Richtung fort, wendete dann nach Norden und führte hier eine große Schleife aus, wobei er zeitweilig den Blicken entschwand. „M. II" stieg um 11:55 Uhr auf, fuhr ebenfalls nach Norden und manövrierte hier längere Zeit, er stieg dabei außerordentlich hoch. Um 1 Uhr fuhr „P. III" wieder über die Stadt, anscheinend nach der Halle zurück. Donnerstag 4.11.1909
Freitag 5.11.1909
Die Landung der Militärluftschiffe „M. II" und „P. I" auf der Karthause vollzog sich glatt und war um 2 Uhr 25 Minuten beendet. „P. III" kam um 2 Uhr 40, flog direkt nach dem Exerzierplatz und landete bald darauf. Um 2 Uhr 55 stieg „M. II", der inzwischen den kommandierenden General des 8. Armeekorns v. Plötz aufgenommen hatte, wieder auf und ihm folgten kurz hintereinander „P. I" und „P. III". Der „Gross"-Ballon passierte auf der Rückfahrt um 3 Uhr 25 Neuwied. Um 2 Uhr 45 stieg am 5. cr „Z. II" von der Halle aus zu einer Höhenfahrt auf. Er fuhr zum Dom, dessen Türme er in einer Höhe von etwa 300 m überflog, und wandte sich dann in großem Bogen wieder nach Westen, wobei er zu einer Höhe von schätzungsweise 1000 m aufstieg. Im weiteren Verlauf der Rundfahrt um Köln stieg das Luftschiff noch höher. Um 3 1/3 Uhr nahm „Z. II", noch immer in bedeutender Höhe, den Kurs nach Mülheim und verschwand im Dunst. Um 4 Uhr erschien er wieder über Köln und machte mehrere lange Schleifen über der Stadt und darüber hinaus.
Über die Übungsfahrt der Militärluftschiffe „M. II" und „P. I" sowie des „P. III" am 5. cr. wird offiziell mitgeteilt: Die Luftschiffe stiegen in der Reihenfolge „P. III", „P. I" und „M. II" in der Zeit von 11 Uhr 15 bis kurz vor 1 Uhr von der Halle auf und fuhren über Merkenich, einen nördlich von Köln gelegenen Vorort. Hier war der Nebel so dicht, dass „P. III" die anderen Schiffe aus dem Gesicht verlor und wieder an der Halle anlangte, in deren Nähe er eine Landung vornahm. Er stieg aber bald darauf wieder auf und folgte „M. II" und „P. I" durch das Rheintal aufwärts. Hier verlor sich hinter Köln bald der dichte Nebel, so dass die Schiffe eine schöne Fahrt im Sonnenschein hatten. Die Landung hinter Kob!enz, das auch im Nebel lag, vollzog sich glatt. Die Schiffe hielten sich nur wenig länger als eine Viertelstunde auf dem Landeplatz auf der Karthause auf und traten dann kurz nach 3 Uhr die Rückfahrt ziemlich gleichzeitig. an. Im „M. II" machte General v. Plötz die Fahrt mit: das Luftschiff „P. III" nahm seine Gattin auf. Die Rückfahrt verlief ebenso glatt wie die Hinfahrt. Die Schiffe landeten fast gleichzeitig in der Reihenfolge „M. II", „P. III" und „P. I" in der schon mitgeteilten Zeit. M II, P I (P II nach L141) und P III fahren in drei Stunden nach Koblenz -„Angriff“ auf Ehrenbreitstein (und Landung auf der Kartause), wobei die Geschwindigkeit im Nebel festgestellt wird, Rückfahrt in drei Stunden. Der P III bleibt die Nacht über in Köln. Z II: Höhenfahrt auf über 1000 m, 2,5 Stunden (Probefahrt wegen Motorenuntersuchung nach L141). Samstag 6.11.1909
Offiziell wurde über die Fahrt mitgeteilt: Die gleichzeitige Fahrt von vier Luftschiffen am 6. cr. bildete die letzte Fahrt der Luftschiff-Prüfungskommission. die abends noch abreiste. Über den prächtigen Verlauf der Fahrt ist dem Kaiser ein Telegramm gesandt worden. Im „M. II" befanden sich der Generalinspekteur der Verkehrstruppen v. Lyncker und Major Gross, „Z. II" wurde von Major Sperling geführt und hatte noch Oberst Messing und Major Meister an Bord. „P. I" wurde von Hauptmann v. Kehler geführt. „P. III" hatte außer dem Führer Oberleutnant Stelling noch Hauptmann Grützner in der Gondel. Bei den Fahrten wurde erkennbar, wie schwer es ist, mit den Schiffen Linie zu halten, weil die Seitenwinde auf die einzelnen Schiffe wegen der verschiedenen Grösse verschieden wirkten. Die Wendigkeit der Schiffe kam bei dieser Gelegenheit zu voller Geltung. Letzte Fahrten vor der militärischen Kommission der preußischen Heeresverwaltung. Alle vier Luftschiffe kreuzen gleichzeitig über Köln; die Fahrt gestaltet sich, vom Wetter begünstigt, zu einer Parade über Köln. Unter Führung von Groß II fahren die Luftschiffe in Kiellinie mehrmals um die Türme des Doms. Man stellt dabei fest, dass es schwierig ist, Kiellinie zu halten. Sonntag 7.11.1909
Es folgen nun Probe- und Ausbildungsfahrten für die Mannschaften rheinauf und abwärts; besonders gilt es, Schiffsführer und Steuerleute in dem Dienst bei mehreren Systemen zu unterweisen. Somit war ein sicherer Betrieb aller Luftschiffe gewährleistet. Ein besonderes Highlight für die Luftschiffer dürfte das "Fest der Luftschiffer" gewesen sein, dass die Stadt Köln für die Luftschiffer ausrichtete. Dies zeigt auch die große Beliebtheit der Luftschiffer in Köln. Dabei dürfte die Stadt auch stolz darauf gewesen sein, dass sie für eine so moderne Technik ausgewählt wurde - heute würde man sagen "Innovationsstandort". Von diesem Stolz nichts mehr übrig. Amüsant ist dabei der Bericht über die musikalische Ausrichtung des Festes durch den Leiter des Städtischen Orchesters Herrn Naumann. Zitat: "Er dirigierte die von ihm komponierte Tannhäuser-Overtüre für großes Orchester und starke Nerven und die große Fantasie für Schlaginstrumente als noch größeres Orchester und für noch stärkere Nerven...."
20.11.1909 Die Luftschiffe M II und P I fuhren in fünf Stunden von Köln nach Metz. Bei diesen Manöverfahrten erhielt eine Reihe von Ehrenmitglieder und Mitglieder des „Kölner Club für Luftschiffahrt“ (KCfL) die Gelegenheit mitzufahren: Im Zeppelin Z II: Exz. General der Infanterie und Gouverneur der Festung Köln, v. Sperrling, Exz. Generalleutnant und Divisionskommandeur Gallwitz, Exz. Generalleutnant und Inspekteur Lauter, Regierungspräsident Dr. Steinmeister, Oberbürgermeister Wallraf, Friedrich Grüneberg, Direktor Dr. Polis, Kommerzienrat Th. V. Guilleaume, Kommerzienrat Carl Wahlen, Frau Kommerzienrat L. Hagen, Beigeordneter Dr. Jarres, Hauptmann a. D. Hildebrandt, Oblt. Mickel; im Parseval I bzw. Parseval III. Am 20. November fuhr der Zeppelin Z II über Aachen und war damit das erste Luftschiff über Aachen. Nach Abschluss der Übungen wurden die beiden Luftschffe P I und M II per Bahn nach Metz gebracht. ________________________________
Anmerkung: Bei den Arbeiten an den Kapiteln zu dieser Seite muss ich immer wieder an meinen Großvater Leo Müller denken der - 1895 im Köln Kunibertsviertel geboren – immer großes Interesse an der Luftfahrt hatte. Als die Luftschiffmanöver durchgeführt wurden, war er 14 Jahre alt. Wie man in alten Zeitungsberichten lesen kann, war die Luftschiffhalle immer von hunderten Zuschauer umlagert. Einer dieser Zuschauer müsste mein Großvater gewesen sein. Aber ich habe ihn nie danach gefragt. Im Jahr 1915 bewarb er sich beim Luftschifferbataillon Nr 3 in Bickendorf. Die ganze Geschichte können Sie hier lesen: „Flieger Leo Müller V“. Bild unten: von links LZ II, Parseval I, Parseval III und MII von Major Groß. Rechter Vordergrund das Fort I des inneren Festungsrings sowie die Brückenrampe auf die Südbrücke. |
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Das hier gezeigte Foto wurde mit dem Text: "Die Luftschifffparade am Cölner Dom" untertitelt. Das Luftschiff von Major Groß fähhrt vor den Parseval-Luftschiffen. Interessant ist, dass hier der Zeppelin Z II fehlt. Möglicherweise fuhr es auf Grund der geringeren Geschwindigkeit links außerhalb des Fotografierbereichs. |
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Nach Abschluss des
Luftschiffmanövers beriet die Prüfkomission und schrieb dann einen
vernichtenden Bericht, der sich im Lauf der Entwicklung bewahrheiten sollte.
Die Komisson kam zu folgendem Schluss: Keines der Schiffe war imstande, die gestellten Aufträge zu erfüllen; trotz unbestreitbarer Fortschritte gebe es keinen Zweifel, daß "doch das Luftschiff zur Zeit für die Heeresleitung ein zuverlässiges Kriegswerkzeug noch nicht sei." Außerdem wurde auf die Tatsache verwiesen, daß die militärische Verwendbarkeit auf Grund der extremen Witterungsabhängigkeit und der schlechten Betriebssicherheit stark eingeschränkt sei. Besonders negativ wirke sich die ungenügende Qualität der Motoren aus. Die Antriebskraft sei zu gering, um gegen stärkere Winde zu fahren. Außerdem seien die bisher erzielten Dauerleistungen militärisch (-> Beschuss durch Bodenwaffen wie z. B. Flak) wertlos, da sie ausnahmslos in zu niedriger Fahrhöhe erbracht wurden. Für den künftigen Erwerb von Heeresluftschiffen gab die Kommission abschließend folgende Empfehlungen: Neue Lenkluftschiffe für die Armee sollten eine Eigengeschwindigkeit von mindestens 60 km/h besitzen. Die neuen Luftschiffe sollten in der Lage sein, schnell auf eine kriegsmäßige Höhe von mindestens 1200 m steigen und über eine längere Strecke halten. Die Luftschiffe sollten mindestens eine Reichweite von 1000 km haben In den Jahren 1909 und 1910 waren solche Entfernungen für Luftschiffe nur durch Zerlegen der Schiffe und Transport mit der Eisenbahn möglich. Da dies mit dem System Zeppelin durch sein Aluminiumgerüst nicht möglich war, wurde der Schwerpunkt auf die halbstarren und unstarren System von Groß, Parseval und Clouth gelegt. Besonders betonte die Kommission, dass der Ankauf der besonders teuren Systeme Zeppelin nur dann Sinn machen würde, wenn die Leistung im Verhältnis zum Preis gegenüber den unstarren und halbstarren System liegen würde. - Die Luftschiffe sollen zu jeder Zeit, möglichst unabhängig von Wind und Wetter, im Feld- und Festungskrieg, über den Köpfen des Feindes hinweg aufklären, und ein umfassendes Bild der feindlichen Maßnahmen geben. - Während des Aufmarsches und im Verlauf der großen Operationen, haben die Heeresluftschiffe zur Unterstützung der Entschlußfassung der Obersten Heeresleitung, die strategische Aufklärung sicherzustellen und deren Ergebnisse möglichst auf funktelegraphischem Wege schnell zu übermitteln. Während der Kampfhandlungen sind durch die Luftschiffbesatzungen auf dem Schlachtfeld auch taktische Aufklärungsaufgaben zu lösen. - Neben dieser Aufklärungstätigkeit steht die Kampfähigkeit der Luftschiffe. Sie müssen in der Lage sein, durch Sprenggeschosse Luftschiffhallen, Bahnhofsanlagen und Brücken des Feindes zu zerstören, größere Biwaks oder Truppenbereitstellungen, auch größere Stäbe, Forts, Parks und Magazinanlagen zu beschießen. Zur Vernichtung feindlicher Luftschiffe und zur eigenen Verteidigung in der Luft und auf der Erde (im Falle einer Zwischenlandung), sind sie mit entsprechenden Kampfmitteln auszurüsten.
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Auch wenn es nur noch sehr wenige Jahre dauern würde, waren Flugzeuge im Gegensatz zu den Luftschiffen schneller, billiger und insgesamt effektiver. Ihre Entwicklung sollte rasant verlaufen. Nur ca. 2 Kilometer von der Luftschiffhalle entfernt erprobten junge Luftfahrtpioniere wie Jakob Möltgen – der spätere Fluglehrer – mit Erlaubnis des Bauern, auf den Feldern des Hofes Butzweiler ihre neuen Flugmaschinen. Nur drei Jahre später nahm dort die Fliegerstation Butzweilerhof ihren Dienst auf. Aber das ist ein anderes Kapitel: "Die Fliegerstation Butzweilerhof" |
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1910 - das 2. Kölner Luftschiffmanöver Am 22. April 1910 setzten die Kölner Dienststelle der Luftschiffer in Bad Homburg ein Luftschiffmanöver der Kölner Luftschiffe M II, P II und Z II an. Obwohl sich das Wetter verschlechterte und sogar der dort in Homburg anwesende Kaiser Wilhelm II. auf die schwankenden Wetterbedingungen hin wies, wurde die Fahrt angesetzt. Die drei Luftschiffe hoben gegen 11:30 Uhr an der Luftschiffhalle in Bickendorf ab. Um 11:50 Uhr wurden sie über Wesseling gesehen. Nach zehn Minuten fuhren die Luftschiffe um 12:00 Uhr über Bonn. Eine viertel Stunde später wurde das Luftschiffgewader um 12:15 Uhr über Königswinter gesehen. Und so ging es weiter:
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Als das Geschwader über Homburg eintraf, landete Parseval P II gegen 15:45 Uhr. Die beiden anderen Luftschiffe kreuzten noch bis 16:30 Uhr über dem Landeplatz bevor dort vor Anker gingen. zur Sicherung sowie als Haltemanschaft trafen das Homburger Infanteriebataillon Nr. 80, drei Kompanien des 81. Infanterie-Regiments aus Frankfurt, sowie Luftschiffer und Gendarmen ein. Die Landung hatte sich herum gesprochen und so zogen bei trockenem Wetter Menschenmengen aus Frankfurt, Homburg und umliegenden Städten zum Landeplatz. Gegen 15:00 Uhr trafen der Kaiser, die Kaiserin sowie Prinzessin Victoria Luise und der Hofstaat mit Automobilen vor Ort ein. Die Familie wohnte zu dieser Zeit auf Schloss Homburg. Besonders interessierte sich der Kaiser für den großen Zeppelin. Gegen 17:30 Uhr fuhr der Hofstaat zurück in das Schloss. Nach der Parade wurde das Luftschiff M II demontiert und mit der Bahn zurück an seinen Standort transportiert. Wegen schlechter Wetterverhältnisse mussten die Rückfahrten von Parseval II und Z II verschoben werden. Der P II startete am 23. gegen 19:00 Uhr nach Köln, während für den Z II der Start für den 24. April vorgesehen war. Am 24. startete der Z II unter dem Kommando von Hauptmann von Jena mit seiner Stammbesatzung gegen 08:00 Uhr zum Rückflug. Wegen der Wetterverhältnisse musste der Zeppelin bei Rüdesheim abdrehen und am frühen Nachmittag südlich von Limburg. Am nächsten Tag sollte die Fahrt fortgesetzt werden. Nach einer Wetterbesserung nahm die Windstärke am 25. morgens wieder zu. Soldaten eines in der Nähe stationierten Infanterie-Regiments wurden abkommandiert, um das Luftschiff mit zusätzlich Halteseilen sichern. Gegen 13.00 Uhr erfasste eine heftige Böe den Z II und riss die Verankerung aus dem Boden. Die Soldaten mussten die Halteseile loslassen um nicht mit in die Höhe gerissen und abgetrieben zu werden. Der nun führerlose Z II trieb entlang der Lahn in Richtung Weilburg. Dabei tauchte die Nase kurz vor dem Webersberg bei Weilburg in die Lahn. Dann erfasste eine weiterer Böe das Luftschiff und drückte Z II mit der Breitseite um den Webersberg. Teile des Zeppelins bedeckten noch den Bahnkörper, bis eine erneute Strumböe dass gestrandete Luftschiff weiter auf den Berg schob, wo es dicht unterhalb des dortigen Hotels liegen blieb. Z II war total zerstört. Gott sei Dank kam niemand aus dem Boden zu Schaden. Nachdem der Sturm sich gelegt hatte, kamen Schaulustige zum Webersberg um das Unglück zu sehen. Natürlich wurden auch Teile des Z II von der Bevölkerung „sicher gestellt“ bevor Soldaten das Wrack demontierten. Die damaligen Zeitungen betitelten den Schaden an Gebäuden und Bäumen auf 1400 Mark. Leider ist heute nicht bekannt, wie hoch die Summe umgerechnet in Euro ist.
Das war das Ende des stolzen Zeppelins LZ 5 bzw. Z II mit dem Graf Zeppelin nur acht Monate vorher am 5. August 1909 nach Kölm kam und von der Kölner Bevölkerung jubelnd begrüßt wurde. Lesen Sie dazu auch das Kapitel: "Die Ankunft von Graf Zeppelin in Köln".
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Am
15. Februar 1911 kam es zu einem Vertragsabschluss über die Lieferung eines
neuen Zeppelins zwischen dem Preußischen Kriegsministerium in Berlin und der
Luftschiffbau-Zeppelin-Gesellschaft in Friedrichshafen. Dieses Luftschiff,
das LZ 9, wurde das dritte an die Militärbehörde gelieferte Fahrzeug. Als Ersatz für den havarierten Z II wurde das Luftschiff LZ 9 am 23. November 1911 von Baden-Oos unter dem Kommando von Hauptmann Horn (?) nach Köln überführt, ab 24. November in Köln stationiert und als "Z II - Ersatz" oder "Ersatz Z II" bezeichnet. In dem Zusammenhang ist die hier rechts abgebildete Postkarte interessant. Die Karte zeigt das Luftschiff "Z III" über der Riehler Rheinpromenade mit Kurs West. Der Fotograf steht oben an der Kunibertsrampe, in der Bildmitte ist die Bastei noch ohne den Aufsatz von Riphan zu sehen. Der Text der Karte lautet: "Z III passiert am 09. September 1909 Köln Original-Aufnahme". |
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Als
das Vorgängerluftschiff des Z II - der LZ 4 - am 5. August 1908 in Echterdingen verbrannte, startet die
erste Spendenwelle für ein neues Luftschiff, die "Zeppelinspende
des deutschen Volkes". Um weitere Gelder zu
sammeln wurden damals aus dem Aluminium Löffel gegossen, die gegen ein
entsprechendes Geld verkauft wurden. Ähnlich lief es nun nach dem Absturz des
Z II. Der Kölner Numismatiker Julius Eduard Bennert schickte seinen Sohn
Andreas mit dem Motorrad nach Weilburg um
Aluminiumteile des Z II zu besorgen. Aus diesem Aluminium wurden 22 Medaillen geprägt, wie sie hier rechts abgebildete sind. Aufschrift: "Aus dem Metall des am 23. April auf der Rückfahrt von Homburg nach Köln bei Weilburg untergegangenen Z II." |
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1911 - Kölner Luftschiffmanöver mit Bombenabwurf
Mit Beginn des 1. Weltkrieges wurden Bomben-abwürfe auf dem Schießplatz Wahn durchgeführt. Hier trainierte z. B. das Luftschiff LZ VI "Cöln" einen Bombenabwurf bevor Lüttich aus der Luft angegriffen wurde. |
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1912 - weitere Kölner Luftschiffmanöver
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Bei der Recherche zu diesem Kapitel konnte man immer wieder Berichte über Hunderte von Zuschauern an der Luftschiffhalle lesen. Schon die Ankunft von Graf Zeppelin am 5. August 1909 in Cöln lies erahnen, welche Begeisterung diese Luftschiffe bei den Kölnern auslösen würde. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Luftfahrt noch ganz am Anfang stand. Ballone waren in Köln schon seit 1784 bekannt. Aber Luftschiffe, die gesteuert auch gegen den Wind fahren konnten, war High-Tec. Dann kam natürlich ein großer Nationalstolz dazu, der Preussen in Konkurrenz zu Frankreich sah. Ob sie wahr ist oder nicht, kann an heute nicht mehr heraus finden. Aber angeblich soll damals ein Schüler in einem Aufsatz über den Zeppelin geschrieben haben, das Graf Zeppelin der erste war, der in alle Windrichtungen schiffen konnte....
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Interessant ist dann der hier unten veröffentlichte Zeitungsartikel vom 2. Oktober 1909 - also nur ca. sechs Wochen später - in dem von 2000 Besuchern berichtet wird, die die Luftschiffhalle gesehen haben. Sogar die damalige KVB hatte Extrawagen eingerichtet, die nach Bickendorf fuhren - der Vorgänger der heutigen Linie 4. |
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Bild rechts: Interessant sind auch die Regimentsbilder der verschiedennen Kölner Heereseinheiten. Obwohl die Heereseinheiten (hier die Artillerie) keine Verbindung zu den Luftschiffern haben, werden im Hintergrund, neben dem Kölner Rheinpanorama, sehr oft die Kölner Luftschiffe gezeigt. Die preussische Armee bzw. die Garnison Cöln war stolz auf die in Köln-Bickendorf stationierte moderne Flotte der Luftschiffe. Nach heutigen Maßstäben gehörten die Luftschiffe zu einer Luftwaffe. Allerdings wurde eine eigene Teilstreitkraft Luftwaffe erst am 1.März 1935 ernannt. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörten die Luftschiffe zum Heer bzw. zur Marine. Heeresluftschiffe trugen die Bezeichnung (z.B.) Z II oder Z VI "Cöln". Marineluftschiffe die Bezeichnung LZ (Nummer). |
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Die vier Luftschiffe über Köln regten die Phantasie vieler Künstler an. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Interessant ist auch dieser Briefmarkensatz von Nordkorea, für den diese Grafik genutzt wurde. |
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Bild links: Ein Foto des ehemaligen Soldaten der RAF-station Butzweilerhof Alan Hill. Ein Blipp (Bauart Clouth und Parseval) "zwischen" den Türmen des Kölner Doms anlässlich der Fotokina. Bild rechts: Ein Blipp der Firma Kinoca über dem Turm der Luftaufsicht des ehem. Flughafen Butzweilerhof (1986 - 1996). Ein Foto des Kölner Luftfahrthistoriekrs Bernhard Faßbender - Aerocron. Bild unten: 2019 - Ein Blimp über der Kölner Altstadt. Mit vielem Dank an Elisabeth van Langen |
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