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     Flieger Müller V - die Geschichte meines Großvaters Leo Müller

 
 
Start Vorgeschichte Butzweilerhof FFA 205 1920 - 70 Rückkehr
Frankreich Standort Kameraden Flugbetrieb Luftbilder Feldpost
Preussisches Flugbeobachterabzeichen
   
Zwischen den Kriegen
 
Am 10. September 1932 heirateten meine Großeltern und zogen nach Köln-Riehl in die Pionierstraße 16 4. OG links. Am 13. Februar 1935 kam mein Vater Hans-Günter Müller in Köln-Mülheim zur Welt. Vier Jahre später wurde mein Onkel Klaus geboren.

Van der Zypen & Charlier

Seine ehemalige Lehrfirma Van der Zypen & Charlier übernahmen in den Jahren 1927 und 1928 verschiedene andere Firmen, weshalb die Firma umfirmiert wurde in "Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG" oder in der Kurzform "Westwaggon". Da meinem Großvater von seiner Lehrfirma ein gutes Zeugnis ausgestellt wurde, er im Deutschen Heer eine Ausbildung zum Motorenmechaniker erhielt und wegen der fürchterlichen Verluste des 1. Weltkriegs ein großer Mangel an Fachkräften herrschte, bekam mein Großvater in der Firma Westwaggon eine gute Stelle als Konstrukteur in der Entwicklungsabteilung.


Die hier veröffentlichten Fotos zeigen die Arbeitssituation der 1920er oder 1930er Jahre in der Firma Westwaggon in Deutz.
 
Bohren von Splintlöchern in Dreieckwellen auf einer Sechsspindel-Bohrmaschine
Bildunterschrift: "Bohren von Splintlöchern in Dreieckwellen auf einer Sechsspindel-Bohrmaschine"
 
Vierachs-Leichtwagen.  Gesamtansicht des stehenden Montagegerüstes
Bildunterschrift: "Vierachs-Leichtwagen.  Gesamtansicht des stehenden Montagegerüstes."
 
Vierachs-Leichtwagen. Montage der Seitenwände in stehendem Montagegerüst
Bildunterschrift: "Vierachs-Leichtwagen. Montage der Seitenwände in stehendem Montagegerüst."
 
Vierachs-Leichtwagen. Blick durch stehendes Montagegerüst
Bildunterschrift: "Vierachs-Leichtwagen. Blick durch stehendes Montagegerüst"
 
Bohren von Splintlöchern in Dreieckwellen auf einer Säulenbohrmaschine
Bildunterschrift: "Bohren von Splintlöchern in Dreieckwellen auf einer Säulenbohrmaschine"
   
Vierachs-Leichtwagen. Liegende Montage der Seitenwände mit gleichzeitigem Spannen der Bleche auf Montageböcken.
Bildunterschrift: "Vierachs-Leichtwagen. Liegende Montage der Seitenwände mit gleichzeitigem Spannen der Bleche auf Montageböcken."
 
Vierachs-Leichtwagen. Ausheben der fertigen Seitenwand aus stehendem Montagegerüst
Bildunterschrift: "Vierachs-Leichtwagen. Ausheben der fertigen Seitenwand aus stehendem Montagegerüst."
 
Blaupause der Firma Westwaggon
 
Polieren oder Schleifen von Holzelementen
Polieren oder Schleifen von Holzelementen
 
Handpolieren von 6 Abbortsitzdeckeln
Handpolieren von 6 Abbortsitzdeckeln
 
Trocknung von spritzpolierten Sitzbänklatten in feststehendem Regal
Bildunterschrift: "Trocknung von spritzpolierten Sitzbänklatten in feststehendem Regal."
Polieren von hölzernen Toilettensitzen
 
Handpolieren von 6 Abbortsitzen
Bildunterschrift: "Handpolieren von 6 Abbortsitzen"
 
Trocknung von spritzpolierten Sitzbänklatten in transportablem Regal mittels Hebevorrichtung (Steinbock)
Bildunterschrift: "Trocknung von spritzpolierten Sitzbänklatten in transportablem Regal mittels Hebevorrichtung (Steinbock)."
 
 

  
Im 2. Weltkrieg
 
Feuerwehr Köln-Riehl, Hittorfstraße 
Aber auch als Feuerwehrmann hatte man gerade in Köln eine gefährliche Arbeit. Köln gehörte mit Hamburg und Dresden zu den Städten die am schwersten bombardiert wurden. Neben den Feuern und einstürzenden Gebäuden waren die Feuerwehrleute auch durch Bomben mit Langzeitzünder bedroht. Nach dem Krieg war die Stadt zu 90% zerstört! Noch heute - 80 Jahre nach dem Krieg - werden immer noch Blindgänger im Boden gefunden.
Auch in Riehl wurden viele Häuser zerstört, wobei Riehl noch relativ glimpflich durch den Krieg kam.

Obwohl mein Großvater den 1. Weltkrieg als Unteroffizier beendet hat, mußte er nicht mehr der Wehrmacht beitreten, da er bei Firma Westwaggon in Deutz als Konstrukteur "Kriegs unabkömmlich" war. So wurde er neben der regulären Arbeit auch als Feuerwehrmann für die Feuerschutzpolizei in Köln-Riehl eingesetzt. Allerdings war er nie ein fest angestellter Feuerwehrmann. Hier steht er auf dem Bild ganz links. Vermutlich war er auch in der Werksfeuerwehr bei Westwaggon und der Deutz AG eingesetzt. 







 
 
Trotz der ganzen Wiedrigkeiten des Krieges und den damit verbundenen Lebensumständen wurde der Betriebssport bei Westwaggon auch während des Krieges weiter durchgeführt. Diese beiden Bilder wurden am 28. Oktober 1942 aufgenommen.

 
Betriebssport bei Westwaggon Köln-DeutzBetriebssport bei Westwaggon Köln-Deutz



 
Die Leuchtrakete
 
Während des Luftkrieges in Köln griffen amerikanische Bomberverbände die Stadt Tags über an, während britische Verbände Nachts kamen. Die Luftabwehr erhielt ihre Zieldaten aus diversen Quellen wie z. B. den Würzburg Riesen, Luftbeobachtermeldungen usw.. Natürlich bestand Nachts das Problem der genauen Zielauffassung.
Neben der Bekämpfung durch Flugabwehrkanonen wurden die einfliegenden Verbände auch durch die Nachtjäger bekämpft. Hier bestand das Problem die Bomberverbände nachts zu finden ohne die gegnerische Maschine zu rammen. Da mein Großvater technisch versiert war und wie alle anderen hilflos den Bombern ausgesetzt war, überlegte er sich, wie man das Problem der Zielbeleuchtung lösen konnte. So konstruierte er eine Beleuchtungsgranate die der Flak und den Nachtjägern eine bessere Schußfeldbeleuchtung geben sollte. Diese Leuchtrakete, wie er seine Erfindung nannte, sollte den Luftraum über den Städten erleuchten ohne die Stadt zu erleuchten, der eigenen Flugabwehr möglichst gute Gefechtsfeldbeleuchtung liefern und den feindlichen Bomberpiloten durch Blendwirkung das gezielte Bombardieren erschweren.
Geschrieben wurde diese Erfindung an das Reichsluftfahrtministerium durch den Feuerwerker Hauptmann Josef Schumacher.










 
Hier eine Grafik die den Aufbau und die Funktion der Leuchtrakete verdeutlicht.
Anmerkung: Eine Rakete ist ein Flugkörper der durch einen eigenen Antrieb vorgetrieben wird. Das hier beschriebene Leuchtmittel hat keinen eigenen Antrieb und kann somit nicht als Rakete bezeichnet werden. Ich bleibe aber der Einfachheit halber bei der Bezeichnung "Leuchtrakete".


   
Bitte bewegen Sie den Cursor für eine Funktionsanimation über die jeweiligen Grafiken.
 
Phase 1
Abschuss

Die Leuchtrakete wird aus einer speziellen Luftabwehrkanone in Richtung der einflie-genden Bomberverbände abgeschossen. Das Leitwerk der Leuchtrakete ist innerhalb des Rohrs eingeklappt. Kurz nachdem die Rakete das Rohr verlassen hat klappt das Leitwerk aus.
Der Antrieb der Rakete erfolgt durch eine Treibladung / Kartusche.
  Phase 2
Flugbahn

Nachdem das Leitwerk im Flug ausgeklappt wurde, fliegt die Rakete stabilisiert weiter in Richtung der einfliegenden Bomberverbände.
Zu diesem Zeitpunkt verschließt ein Ventil das Röhrchen durch das der Fallschirm in der Endphase mittels Luftdruck ausgestoßen werden soll.
Die Höhe der balistischen Flugbahn wird durch die Stärke einer Kartusche bestimmt die im Rohr der Kanone die Rakete antreibt.

 
  Phase 3
Fallschirm wird ausgestoßen

Nachdem die Leuchtrakete den Zenit der Flugbahn erreicht hat, kippt sie durch den schweren Kopf und fällt gerade nach unten. Das Ventil wird geöffnet und durch den Luftdruck, der durch das Röhrchen geleitet wird, wird der Fallschirm ausgestoßen und öffnet sich.
Abschuss

Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln.
  Steigflug
  
  Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln.
  Sinkflug
Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln.
    
  
     
Phase 4
Gebremster Fall

Durch den Ruck des Bremsfallschirm beim ersten Abbremsen wird der innere Teil des Teleskoprohrs ausgestoßen.
 
  Phase 5
Ausklappen des Sichtschirms

Nachdem das innere Teil des Telekoprohrs ausgefahren ist, kann sich der Sichtschirm durch einen Federmechanismus entfalten.
  Phase 6
Zündung der Beleuchtung

Nachdem der Sichtschirm ausgeklappt ist, entzündet sich die Magnesiumfackel.
Ein Zeitzünder, der durch die Explosion im Rohr des Abschussgeräts ausgelöst wird, entzündet nach einer voreingestellten Zeit die Kartusche.

 
Ausstoß des Teleskopteils

Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln.
  Ausklappen des Sichtschirm

Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln.
  Zündung der Beleuchtung

Leuchtrakete Eine Erfindung zur Zielbeleuchtung der Flak von Leo Müller, Köln. 
   
     
Phase 6
Endphase

Die Leuchtgranate gleitet langsam am Fallschirm nach unten während die Magnesiumleuchte den Himmel erleuchtet. Gleichzeitig wird der Bodenbereich durch den Sicht-schirm abgeschirmt um den Bombern keine Zielbeleuchtung zu bieten.

Für eine optimale Ausleuchtung des Luftraums müssen die Leucht-raketen in einem bestimmten Muster und in bestimmten Zeitinter-vallen abgefeuert werden.
Köln Luftkrieg



Allerdings verstarb der hier als Unterzeichner genannte Hauptmann Schumacher unerwartet. Aus diesem Grund schrieb mein Großvater am 29. September 1941 einen entsprechenden Brief an das Reichsluftfahrtministerium. In diesem Brief beanspruchte er die Urheberschaft für diese Idee.

Was aus dieser Idee geworden ist, ist mir leider nicht bekannt. Im Nachlass meines Großvaters befindet sich kein Antwortschreiben des Reichluftfahrtministeriums. Auch in der Literatur ist kein Hinweis über eine solche Leuchtrakete zu finden.

  


 
Arbeiten in der Bundesrepublik Deutschland
 
Wenn man von den sehr holprigen Bedingungen in der zu 90% zerstörten Stadt Köln nach dem März 1945 absieht, blieb mein Großvater bei der Firma Westwaggon. Das hier abgebildete Foto zeigt ihn (dritter von links) zusammen mit seinen Kolleginnen und Kollegen der  Konstruktionsabteilung A. Wie mir mein Vater erzählte, war mein Großvater Konstrukteuer einer bestimmten Kupplung.
 
blanko Kassenanweisung bzw. Gehaltsauszahlung der Firma Westwaggon

Mein Großvater begann seine Ausbildung als Zeichner am 5. April 1911 in der Firma Van der Zypen & Charlier, um am 15. Mai 1915 als Freiwilliger seinen Militärdienst an der Fliegerstation Butzweilerhof zu beginnen.
Bis 1928 übernahm Van der Zypen & Charlier andere Firmen, was zu einer Umfirmierung in "Vereinigte Westdeutsche Waggonfabriken AG" bzw. "Westwaggon" führte. Da es aber praktisch immer noch die Firma Van der Zypen & Carlier war, konnte mein Großvater Leo Müller Ende September 1953 sein 40-jähriges Dienstjubiläum begehen. In wieweit hier die dreijähre Militärdienst angerechnet wurde, ist mir nicht bekannt.    
Auch Pastor Jakob Clemens seiner Heimatgemeinde St. Engelbert graulierte ihm zu diesem Jubiläum.
 





Zu diesem Jubiläum texteten die Kolleginnen und Kollegen das damals bekannte Lied "Wohlauf die Luft geht frisch und rein" etwas um.

Sie können das original Lied instrumental oder von Rudolf Schock gesungen hören, wenn Sie hier auf die jeweiligen Links klicken.




 

 











   
 
    
40jähres Dienstjubiläum Leo Mueller bei Westwaggon mit Belegschaft
 
Ausweis der Jubilare der Firma Klökner-Humboldt Deutz AG


Nach die Firma Westwaggon 1959 von der auf dem benachbarten Grundstück angesiedelten Firma Klöckner Humboldt Deutz aufgekauft wurde, war mein Großvater nun auch Mitglied der Traditionsfirma KHD.

1960 konnte mein Großvater mit 65 Jahren in Rente gehen. Zum Abschied gab es eine Abschiedskarte der Abteilung sowie eine Mappe von Westwaggon / Klöckner Humboldt Deutz AG mit Fotografien der Wagen an denen er gearbeitet hat.


 
   
 
   
 
   
 
 

Auch noch lange Jahre nach seiner Pensionierung ging er regelmäßig zu den Treffen der KHD-Senioren. Aber auch im Deutzer Bad, wo er regelmäßig schwimmen ging, traf er immer wieder Kollegen und Freunde. Da er aber mit 89 Jahren ein sehr hohes Alter erreichte, musste er erleben, wie immer weniger seiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen erschienen. Das wöchentliche Schwimmen wurde immer einsamer, bis er selber nicht mehr schwimmen ging. 
 
 
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