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Am 5. August 1909 traf Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff LZ V in Köln ein. Die Kölner bereiteten ihm einen triumphalen Empfang. Viele Kölner waren auf die Dächer Ihrer Häuser gestiegen um das Luftschiff mit der imposanten Länge von 136 m über Köln zu sehen. Nachdem der Graf im Luftschiffhafen Bickendorf gelandet war und dort sein Luftschiff dem Festungsgoverneur General von Sperling übergab, wurde er mit einem Autokorso über die Venloerstraße, die Ringe, am Bayenturm vorbei über den Heumarkt am Dom vorbei zur Herwarthstraße gebracht wo er sich kurz ausruhen konnte. Abends, während eines Festempfangs in der Neumarkt-Kaserne, wurde der Graf von den begeisterten Kölnern, die auf dem Neumarkt warteten, mit Hochrufen ans Fenster gerufen. Hier schüttelte er, als Dank für die Reichsluftfahrtspende, einem Kölner, stellvertretend für alle Spender, die Hand. Als Erinnerung an dieses Ereignis wurde diese Straße "Zeppelinstraße" benannt. Da mein Großvater Leo Müller immer schon technikbegeistert war, vermute ich, dass er die Ankunft miterlebt hat. An diesem Tag war er vierzehn Jahre alt. |
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Bis zu seinem 15. Lebensjahr besuchte Leo Müller die Realschule. Auf Grund der jahrelangen Krankheit seines Vaters und des plötzlichen Tod der Mutter musste er die Realschule beenden. Da er im Maschinenbau tätig werden wollte, besuchte er die von Sommer 1911 bis Sommer 1913 die Fortbildungsschule Ferdinandstraße (Klasse 294) in Deutz. Um für die Einjährigen-Freiwilligen-Prüfung zu lernen, schrieb mein Großvater am 13. April 1913 an die Direktion der stattlichen Fortbildungsschule und bat um die Erlaubnis, die Schule abzubrechen, da ihm keine Zeit mehr für den Besuch der Fortbildungsschule sowie seine Ausbildung bei der Kölner Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier in Köln-Deutz blieb. Dort hatte ihm sein Vormund Kaufmann Heinrich Gasten eine Lehrstelle vermittelt. Das Wissen, dass er benötigte um die Einjährigen-Prüfung abzulegen, wollte er durch Privat- und Selbstunterricht als Autodidakt selber nachholen. ZEUGNIS Wie bescheinigen hiermit, dass Müller Leo vom 5. April 1911 bis heute als Zeichner bei uns gearbeitet hat. Er hat sich stets gut geführt, und wird entlassen um seinen Militär___________ Cöln-Deutz den 14. Mai 1915 Derselbe war Mitglied in unserer Krankenkasse. |
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Zeugnis Leo Müller, geboren a, 20 Nove,ber 1895 zu Cöln, wurde vom 5. April 1911 bis 5. April 1914 in usserer Eisenbahnwagen- u. Maschinenfabrik im Schlosserhanwerk ausgebildet und war noch bis 19. November 1914 als Schlosser bei uns tätig. XXXXXX war während dieser Zeit der Fabikordnung unterworfen und erledigte mit größtem Fleiß und XXXXX die ihm übertragenen Arbeiten. Vom 20. November 1914 bis 14. Mai 1915 war Herr Leo Müller auf unserem technischen XXXXX als Zeichner beschäftigt und hat die ihm übertragenen Arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt. Herr Müller hat sich XXXX sparsam, gewissenhaft und zuverlässig XXXX und verließ seine Stellung um seiner Militärpflicht zu genügen. Cöln-Deutz, den 4. August 1916 XXXX XXXX Kgl. Regierungs-XXXXX Oberingenieur |
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Jahre später in den 1950er Jahren, bekamen meine Großeltern mit dieser Postkarte "Stahlwerk v. d. Zypen" mit einer Einladung zu "Bier und Würstchen". Interessant ist der handschridtliche Vermerk: "Schaut auf diese Gebäude". Ist mit diesem Vermerk vielleicht das Gebäude in der Bildmitte gemeint? |
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Nachdem die Deutsche Armee Freiwillige suchte,
bewarb sich mein Großvater beim Luftschifferbtl. 3 in Bickendorf.
Diese Wahl passt zu ihm, da die Luftschiffe damals das technisch
fortschrittlichste Waffensystem seiner Zeit war. Auch dürfte der
majestätische Anblick der Luftschiffe, die seit 1909 immer mal weder
über Köln kreisten, ihr übrigens getan haben. Zu dieser Zeit war er 20 Jahre alt. Da damals die Volljährigkeit erst
mit 21 begann, mußte sein Vormund Heinrich Gasten (die Mutter war
bereits verstorben und der Vater war auf Grund von Bleivergiftung nicht
mehr zurechnungsfähig, er verstarb zwei Monate später) eine
Einwilligungserklärung schreiben. Einwilligungserklärung Hierdurch gebe ich meine Einwilligung, daß mein Mündel Leonhard Müller, geboren am 20. November 1895 zu Cöln, sich als Freiwilliger in irgend einem Regiment oder Abteilung zur Ableistung seiner Militärpflicht meldet. Cöln-Deutz, den 7. Mai 1915 Heinr. Gasten gerichtlich bestellter Vormund Mülheimerstraße No 140 Zur Beglaubigung der Unterschrift von Heinrich Gasten Cöln, den 7. Mai 1905 Der Polizei-Commissar (Leider habe ich Schwierigkeiten die Handschrift zu entziffern.) _ L 95/549 Cöln, Deutz 7. Mai 1915 XXXXX Leo Müller - Gesuch betr. Einwilligungserklärung der freiwilligen Einstellung der Luftschiffer Ersatz Abtl. No. 3 in Cöln Bickendorf, Unser _ Leo Müller ist ein Neffe von mir und bin ich der per Notar ernannte Vormund über denselben. Leo Müller ___ will der __ und Gast zu __ __ 3 Jahre geleistet bei der Maschinenfabrik van der Zypen & Chalier als Schlosser gearbeitet. __ ist augenblicklich auf dem preussischen (?) Ich erlaube mir __ __ __ __, __ __ die Genehmigung erteilen zu wollen sich als Freiwilliger bei der Luftschiffer Ersatz Abteilung No 3. in Cöln Bickendorf melden zu dürfen. __ __ __ __ er __ __ __, __ __ __ __ __ __ __ __ __ bei der Maschinenfabrik van der Zypen & Chalier __ gut, im Interesse der __ - __ __ __ zu können Zeugnis Anlage anbei. Einen wohlwollenden Beschluß __ __ __ __ __ Gasten An das königliche Bezirkskommando II Cöln 2 Anlagen Nachdem der 1. Weltkrieg bereits neun Monate tobte und sich trotz der ganzen Hurra-Meldungen auch die ersten Opfer im Kölner Alltagsleben zeigten, beschloss er, sich freiwillig zu melden um so eine militärische Einheit frei wählen zu können. Ein Grund war natürlich auch, um der Einberufung zu einer Bodeneinheit und der damit verbundenen hohen Wahrscheinlichkeit einer Verwundung oder Tod zu entgehen. Wie wir heute wissen, war das ein vorrausschauender und weiser Entschluss. Die Luftschiffe am Kölner Himmel haben damals die Kölner beeindruckt und so entschied er sich für eine Bewerbung beim Luftschifferbataillon Nr. 3 in Bickendorf. Wie mir mein Vater Hans-Günter Müller erzählte, erhielt er aber eine Absage mit der Begründung, dass das Luftschifferbtl. Nr. 3 bereits mehr als genug Freiwillige habe und er es doch bei den "schwerer als Luft"-Fahrzeugen in der Fliegerstation Butzweilerhof versuchen soll. Somit meldet sich mein Großvater also zu den Fliegern auf dem Butzweilerhof. Interessant ist dieses Zeugnis meines Großvaters von seiner Firma Van der Zypen & Charlier, dass am 4. August 1916 ausgestellt wurde. Zu dieser Zeit war er seit über einem Jahr in der FFA 205, der Festungs Flieger Abteilung 205 in Frankreich stationiert. Zeugnis Leo Müller, geboren am 2. September 1895 zu Cöln, wurde vom 5. August 1911 bis 5. April 1914 in unserer Eisenbahnwagen- u. Maschinenfabrik im Schlosserhandwerk ausgebildet und war dann noch bis 19. November 1914 als Schlosser bei uns tätig. Ebenfalls _ _ _ _ während dieser Zeit der Fabrikordnung unterworfen und erledigte mit größtem Fleiß und Geschick die ihm übertragenen Arbeiten. Vom 20. November 1914 bis 14. Mai 1915 war Herr Leo Müller auf unserem technischen _ _ _ _ _ _ als Zeichner beschäftigt und hat die ihm übertragenen Arbeiten zu unserer vollen Zufriedenheit ausgeführt. Herr Müller hat sich stets als strebsam, gewissenhaft und zuverlässig erwiesen und verließ seine Stellung, um seiner Militärpflicht zu genügen. Cöln-Deutz, den 4. August 1916 van der Zypen & Charlier |
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